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Steel Ivy / Mauerhofer Valerie, Köb Ambrosia                                                Preisträger






                          Laudatio


                          Mit dem Projekt STEEL IVY erhält der verlassene   Denn nicht das Wunschmaterial bestimmt die Form,
                          Flakturm „Peter“ im Wiener Augarten eine kraft-  sondern das vorhandene Material eröffnet eine
                          volle architektonische Antwort auf seine düstere   neue architektonische Logik. Klassische Planungs-
                          Vergangen  heit. Die Intervention verwandelt das   prozesse, die erst der Konstruktion, dann der Mate-
                          Relikt nationalsozialistischer Kriegsarchitektur in ein   rialwahl folgen, sind hier nicht anwendbar. Stattdes-
                          „Museum des Widerstands“ – einen Ort der Erinne-  sen wird ein räumliches Konzept definiert, das auf
 Bildmaterial diverser Materialien und Bautelementen von Verschrottungs-Second-hand oder Re-Use Plattformen  rung, des Nachdenkens und der Weitsicht.   das verfügbare Material reagiert und gleichzeitig
                                                                    die technischen Anforderungen erfüllt.
                          Ein skulpturaler Aufbau, einer explodierten Kapsel
                          ähnlich, erweitert den massiven Turmkörper aus   Der Entwurfsprozess folgt dabei der Idee des
                          Beton. Seine expressive Formensprache greift   architektonischen „Patchworks“ – einer Bricolage
                          die historische Detonation auf, die den Turm nach   im Sinne des französischen Ethnologen Claude
                          Kriegsende erschütterte – ausgelöst durch ge-  Lévi-Strauss, der in Das wilde Denken (1962) den
                          lagerte Sprengsätze im Inneren. Die Intervention   rational-planenden Ingenieur dem improvisierenden
                          scheint diesen Moment einzufrieren: Abstehende   „Bricoleur“ gegenüberstellt. Wo der Ingenieur mit
                          Fassaden  elemente erinnern an wegschleudernde   exakt definierten Mitteln arbeitet, nutzt der Brico-
                          Fragmente, als würde die Energie des Ereignisses   leur das, was vorhanden ist – und schafft daraus
                          noch in der Struktur nachhallen.          etwas Neues.


                          Das Projekt setzt sich intensiv mit dem Bestand   Durch die direkte Wiederverwendung von Stahl
                          auseinander und thematisiert bewusst Patina,    lassen sich bis zu 91 % der Treibhausgasemissionen
                          Verfall und Transformation. Im Gegensatz zu   einsparen, die beim Neuproduktionsprozess –
                          technisch-dominier  ten Ansätzen betont STEEL IVY   selbst bei Recyclingstahl – anfallen würden. Erst
                          eine künstler  ische, fast skulpturale Haltung, die   bei Transportwegen über 590 Kilometern kippt die
                          den Turm nicht überformt, sondern mit ihm in einen   CO -Bilanz zugunsten neuer Recyclingträger.
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                          dialogischen Spannungszustand tritt.      STEEL IVY setzt damit ein eindrucksvolles Zeichen
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                          Dabei denkt das Projekt Nachhaltigkeit radikal    nicht tilgt, sondern erfahrbar macht. Der mit vor-
 vertikaler Schnitt  seitliche Ansicht
                          weiter. Es verzichtet vollständig auf neu produ-  handenen Mitteln eine neue Architekturform findet.
                          zierten Stahl und setzt stattdessen auf RE-USE-   Und der zeigt, wie ästhetischer Anspruch, techni-
                          Bauteile, die aus bestehenden Bauwerken rück-  sches Know-how und ökologische Verantwortung
                          gebaut wurden und vor der Verschrottung gerettet   zu einer vielschichtigen, lebendigen Komposition
                          für eine neue Funktion aufbereitet werden.   werden können.

                          Re-Use ist hier weit mehr als bloße Materialwieder-
                          verwertung: Es ist eine gestalterische Strategie,   Preisgeld 2.000,– Euro
                          die Unplanbarkeit nicht als Mangel, sondern als
                          Potenzial begreift. Der bewusste Umgang mit
                          dieser Offenheit eröffnet neue Wege im Umgang
                          mit besteh  enden Strukturen und führt zu einer viel-
                          schichtigen offenen und überraschenden Ästhetik
                          einer neuen Baukultur.

















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